Kleinstädte und Gemeinden sind schon immer Orte der Zuwanderung in denen sozial heterogene Gruppen aufeinandertreffen. Die vermehrte Zuwanderung Geflüchteter der letzten Jahre scheint immer wieder Anlass für aufkommende Konflikte zu sein. In diesen Konflikten geraten ausgerechnet jene zwischen die Fronten, die sich freiwillig um Rettung, Flüchtlingshilfe oder Stadtkultur kümmern. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, welche die Identität einer Stadt ausmachen und diese über Generationen hinweg maßgeblich mitgestalten. Jene, die uns aus dem verunglückten Fahrzeug bergen, verfolgten Menschen Hoffnung geben oder Kindern und Jugendlichen Werte vermitteln. Sie sind der Kritik von Teilen der Bürgerschaft ausgesetzt, die Zuwanderung ablehnen und sie erleben selbst konflikthafte Momente in der Arbeit mit Geflüchteten und eigenen Verwaltungsstrukturen. Sie müssen sich mit dem Arbeitgeber und Kollegen auseinandersetzen, wenn der Bereitschaftspager piepst und zum dritten Mal in einer Woche zum Einsatz ruft. Trainieren Sie Kinder-und Jugendgruppen, so sind es womöglich die Eltern des Nachwuchses, welche nicht mit dem Tonfall oder der vermittelten Disziplin des/der TrainerIn zurechtkommen.
Ehrenamtliche haben daher wie kaum eine andere Gruppe Einblicke in die entstehenden lokalen Konfliktdimensionen, deren Ursachen und Folgen. Dies ist einerseits eine hohe Belastung für die Ehrenamtler und gleichzeitig eine große Gefahr für das Ehrenamt als solches, insbesondere im ländlichen Raum. Hier sind Arbeitsplatz und Freizeit selten nah beieinander, Fahrwege und familiäre Verpflichtungen treffen auf Frauen und Männer gleichermaßen zu, der zeitliche Invest für ein Ehrenamt nimmt proportional dazu jedoch nicht ab. Irgendwann fragt sich der Ehrenamtler: Schaffe ich das noch?
Die persönlichen Begegnungen werden durch Digitalisierung und Pandemie immer weniger. Umso weniger wir die Emotionen der anderen jedoch wahrnehmen können und diese in E-Mails oder Whatsapp-Gruppen interpretieren, umso höher ist das Konfliktpotenzial. Denn die Emotionen, von denen wir glauben sie im digitalen Raum zu erspüren und zu fühlen, dies sind lediglich unser eigener Filter, unsere eigene Interpretation und haben meist wenig mit der Realität zu tun.
Während Konflikte im Allgemeinen negativ besetzt sind und der offene Umgang mit ihnen oft vermieden wird, betont die soziologische Konflikttheorie die produktive Seite von Konflikten, die wir als konstitutives Moment sozialen Wandels und somit als Chance für Lernprozesse und institutionellen Wandel einordnen dürfen. Wir gehen davon aus, dass Konflikte soziale Konstruktionen sind, die multiple Ursachen und komplexe Hintergründe haben. Insofern liegen in jeder Stadt und Gemeinde eigene Konflikt- und Problemkonstellationen vor, die zunächst differenziert erkannt und benannt werden müssen, um einen produktiven Umgang mit ihnen zu gestalten.
Produktiv mit dem Konflikt umzugehen, bedeutet in allererster Linie die eigenen Emotionen außen vor zu lassen und eine echte, persönliche und wenig fehlzudeutende Kommunikation zu schaffen, die es ermöglicht aus Konflikten, Fehlern und Kritik Erkenntnisse zu gewinnen und diese anschließend als Konsens zu einer Lösung zu führen.
Manchmal gelingt es den Konfliktparteien nicht aus eigener Kraft den Perspektivwechsel herbeizuführen, zu verschieden sind die Blickwinkel, und so benötigt es an mancher Stelle eine helfende Hand, welche die Brücke schlägt und es ermöglicht, dass alle Beteiligten, welche in die Konflikte des Ehrenamts involviert sind, ihre Position für den Perspektivwechsel verlassen und gemeinsam einen Konsens finden. in den letzten Jahren durfte ich mit meinem Team zahlreiche Konflikte des Ehrenamts begleiten und lösen, bitte kommen Sie auf mich zu, wenn ich Sie in dieser Angelegenheit unterstützen kann.
Für das Ehrenamt.
Herzlich,
Christin Stäudte.